ACHTUNG! Dies ist keine Reparaturanleitung. Laien sollten keinesfalls Arbeiten an elektrische Geräte selbst durchführen.
Es besteht LEBENSGEFAHR durch elektrischen Schlag!
Bilder des fergtigen Gerätes
Die wieder zusammengebaute Orgel nach der Generalüberholung.
Das Modell 300 verfügt über einige für VOX Orgeln nicht typische Funktionen. Hier gibt es fünf voreingestellt
Presets für das obere Manual. Im Modus D.B. (Draw Bars) sind wie gewohnt die Zugriegel für das obere Manual einstellbar.
Neben dem 8/16" Umschalter für den Bass und dem Vibrato ist hier tatsächlich noch ein Federhall integriert. Bass-Sustain und
Hallstärke lassen sich über Fader einstellen. Die Faderknöpfe als auch eine der Tasterkappen der Presets fehlen hier leider.
|
Und dann gibt es noch Percussions! Diese lassen sich für das obere Manual auf die 8" / 4" bzw. das Mixtur Register aufschalten.
|
Die Orgel mit allen Klappen offen.
Ganz oben sieht man die Platte mit den Zugriegeln
(in dieser Ansicht an der Rückseite),
sowie den Platinen für die Presets, die Filter und Verstärker und ganz rechts den Federhallcontainer. Obwohl der Federhall
nicht besonders groß ist funktioniert er für den Orgelsound sehr zufriedenstellend.
Unter dem untersten Manual versteck sind die Platine für den Bass, sowie für die Percussions des oberen Manuals (lange Platine ganz unten sowie ganz unten rechts).
Die 12 Tongeneratoren der Continental 300. Diese sind dank des Verzichts auf diskrete Germaniumbauteile
wesentlich stabiler als bei anderen VOX Modellen. Bei dem hier gezeigten Gerät war kein einziger Halbleiter defekt.
Im oberen Bereich sieht man noch die Vorverstärkerplatine und ganz rechts den Federhall mit dazughörigen Vorverstärker.
Bilder von der Reparatur
Einer der Tongeneratoren des Modells 300. Das besondere daran ist das die üblichen Frequenzteiler mit
Germaniumtransistoren hier durch integrierte Schaltkreise vom Typ SAJ110 ersetzt wurden.
Auch wenn man diskrete Schaltungen schöner finden kann verringert sich die Fehleranfälligkeit der Generatoren dadurch enorm.
Bei dem hier gezeigten Gerät war kein einziger Generator schadhaft. Lediglich eine der Platinen hatte eine gebrochene Lötstelle.
Die Tongeneratoren an sich sind natürlich immer noch diskret aufgebaut, diesmal mit Siliziumtransistoren vom Typ SFT714 statt der üblichen
Germaniumbauteile.
Es besteht aber kein Grund dem Germanium nachzuweinen, es klingt immer noch
wie ein VOX Orgel.
|
Hier noch die Lötseite des Tongenerators. Dank des ICs ganz besonders übersichtlich.
|
Als besonders desaströs haben sich bei diesem Instrument die Zugriegel herausgestellt.
Obwohl sich beide Modelle äußerlich ähneln sind bei der 300 leider nicht die massiven
Zugriegel der Super Continental verbaut.
|
Alle Einzelteile eines Zugriegels auf einen Blick.
|
So sehen die Schleifer der Zugriegel der Conti 300 aus der Nähe aus.
Bei diesem Exemplar ist auch eine der Kohlen
abgefallen wodurch das Metall sich langsam durch die Schleifbahn schabt bis da keine mehr ist.
Diese Kohle lies sich aber zum Glück wieder ankleben.
|
Das große Problem der Konstruktion sind die Verbindungsstellen der Schleifbahnen zu den Lötfahnen.
Diese sind hier, wie bei Potentiometern üblich, angenietet. Gibt es an dieser Stelle Kontaktschwierigkeiten
lässt sich das entsprechende Register entweder nicht mehr vollständig ausblenden oder natürlich nicht mehr voll aufziehen.
Da Ersatz leider nicht zu beschaffen ist habe ich hier alles Probiert um die Zugriegel zu retten. Reinigungmittel haben versagt
und das erneute Festdrücken der Nieten brachte auch nicht das gewünschte Ergebniss. Hierbei muss ich vor dem Ausbauen der Schleifbahnen
aus den Kunststoffgehäuse warnen, wenn diese Abbrechen wäre dann wirklich alles zu spät.
Am Ende hat sich herausgestellt das durch leichtes Verdrehen der Lötfahnen irgendwann wieder Kontakt zustande kommt.
Das ist natürlich etwas entnervend, doch es führt zum erwünschten Ergebnis.
|
Das Panel mit den Zugriegeln vorher. Das Problem mit den Kontaktschwierigeiten wird nochmals dadurch
verschärft das der Kabelbaum beim Aufklappen des Deckels an den Kontakten zieht.
Ein Zugriegel am oberen Manual fehlt leider schon (4") und ist auf die Mixtur gebrückt.
|
Da sowieso alle Drawbars ausgebaut werden mussten habe ich die Verdrahtung etwas abgeändert. Es gibt jetzt div.
Stützstellen welche die Drähte in Position halten.
Die Ringe an den Sammelleitungen dienen nicht der Verschönerung
sondern entkoppeln die Lötfahnen etwas voneinander. So ist es möglich die Lötfahne eines Zugriegels entsprechnd zurechtzubiegen
bis sich Kontakt einstellt ohne das sich die benachbarten Lötfahnen zu stark mitbewegen.
|
Das übliche kontrollierte Chaos im Netzteil. Beim Modell 300 ist es nur noch etwas chaotischer
da hier mehr verschiedene Spannungen erzeugt werden müssen. Die Elkos sind glücklicherweise noch nicht ausgelaufen,
haben ihre Lebensdauer nach 50 Jahren aber hinter sich.
|
Hier das überholte Netzteil mit neuen Kondensatoren (jetzt blau statt rot). Dazu noch eine
ordnungsgemäße Netzleitung mit Zugentlastung.
|
Die Tastenkontakte des oberen Manuals von der Seite aus gesehen (oberste Taste).
Es gibt für jeden Ton jeweils für jedes Register (in diesem Falle fünf) je eine Kontaktfeder.
Diese ist über entsprechende Koppelwiderstände mit den Ausgang (bzw. Ausgänge bei den Mixturen) der
Tongeneratoren verbunden.
Bei nicht gedrückter Taste ruhen alle Kontaktfedern auf einer Masseschiene. Wird eine Taste gespielt
werden die Federn gegen die Sammelschine des jeweiligen Registers gedrückt, deren Lautstärke dann über die Zugriegel
eingestellt wird.
Die zusätzlichen Kontakte unter der Aluplatte ganz links sind für die Percussions zuständig.
Hier war auch mal eine Feder abgebrochen. Als Ersatz habe ich eine Nachbaufeder von North Coast Music
aus den Staaten verwendet welche zwar nicht 100%ig identisch war, aber dennoch einwandfrei funktioniert hat.
|
Der Kabelbaum von der Seite aus gesehen, oberes Manual aufgeklappt.
Ganz oben sieht man die Anschlüsse der Kontaktfedern. Diese sind wiedderum mit den Koppelwiderständen
verbunden (Platinenstapel mitte links, hier leider etwas dunkel).
Rechts unten der Kabelbaum für das untere Manual nach den gleichem Prinzip.
Leider Gottes sind einige dieser Drähte bei diesem Model tatsächlich massiv ausgeführt. Jedesmal
wenn man die Orgel bewegt bzw. die Manuale aufklappt kommt natürlich Bewegung in den Kabelbaum und die Drähte
brechen irgendwann an ihren abisolierten Stellen an den Enden ab.
Und das tun Sie vorzugsweise an Stellen wo man richtig schlecht zum Löten hinkommt, also z.B. am oberen Manual
in der Mitte. Und das tun sie noch viel lieber wenn man z.B. das Manual ausbaut um abgebrochene Drähte wieder anzulöten.
Daraus kann sich eine unendliche Geschichte entwickeln. Auf diesem Bild schaut das noch recht übersichtlich aus,
der Photoapparat liegt aber in der Orgel. In der Realität kann man wenn man die Manuale nicht ausbaut, nur mit einem Spiegel
und ganz viel Geduld zu einem Ende kommen.
|
Auf diesen Bild der ausgebauten Kontaktschienen gut zu erkennen ist das Oxid an den Kontaktstellen zu den
Kontaktfedern. Dies führt auf Dauer zum Ausfall von einigen oder allen Registern pro Taste.
|
Hier nochmal im gereinigten Zustand.
|
Die Unterseite des Bedienfeldes. Hier bereits wieder zusammengesetzt.
Der Netzschalter ganz links wurde hier bereits durch einen neuen ersetzt. Der ursprüngliche Schalter
war leider zerstört und schon fast lebensgefährlich angeschlosen.
Ganz rechts die beiden Fader für Reverb und Sustain. Hier hat VOX ein Meisterwerk der Holzverarbeitung
vollbracht in dem es die Platte exakt so ausgefräßt hat das die Fader saugend hineinpassen und von der Metallplatte
in Position gehalten werden. Das geht nur solange gut wie kein Fader kaputt geht. Anschließend darf man Fader finden
welche sich trotz leicht unterschliedlicher Maße irgendwie in dieser Konstruktion befestigen lassen.
Die grünen Teile unterhalb der Fader sind z.B. Filze aus dem Klavierbau welche ich dort angebracht habe da die neuen Fader leider etwas
kürzer waren als die Alten.
|
Einer der beiden Fader vom Reverb bzw. Bass Sustain von innen.
Normalerweise bekomme ich fast jeden Poti/Fader gereinigt und es ist so gut wie nie einer wirklich
komplett verschlissen.
Hier ist mal so ein seltener Fall.
Oben im Gehäuse in der Mitte sollte sich eine
scharze Widerstandsbahn befinden. Hier ist jedoch nichts mehr davon übrig und man sieht nur noch
das braune Hartpapier.
Im orignal waren Fader von Piher mit den Werten 5k lin und 220k lin verbaut.
Nach längerer Suche habe ich als passenden Ersatz die Typen PTA6043-2015DPB103 und PTA6043-2015DPB254 von Bourns
ausfindig gemacht. Diese haben zwar etwas kleinere Außenmaße, lassen sich aber passend machen.
Natürlich haben die Ersatztypen auch eine andere Achse, doch da hier die Faderknöpfe onehin gefehlt haben ist dies
glücklicherweise nicht ins Gewicht gefallen.
|
<< zurück zur Galerie