VOX Continental 300

Reparatur / Generalüberholung

vox continental 300 Schriftzug

ACHTUNG! Dies ist keine Reparaturanleitung. Laien sollten keinesfalls Arbeiten an elektrische Geräte selbst durchführen. Es besteht LEBENSGEFAHR durch elektrischen Schlag!

Bilder des fergtigen Gerätes

vox continental 300 generalüberholt

Die wieder zusammengebaute Orgel nach der Generalüberholung.

vox continental 300 Funktionen: Presets, Vibrato, Reverb, Sustain

Das Modell 300 verfügt über einige für VOX Orgeln nicht typische Funktionen. Hier gibt es fünf voreingestellt Presets für das obere Manual. Im Modus D.B. (Draw Bars) sind wie gewohnt die Zugriegel für das obere Manual einstellbar.

Neben dem 8/16" Umschalter für den Bass und dem Vibrato ist hier tatsächlich noch ein Federhall integriert. Bass-Sustain und Hallstärke lassen sich über Fader einstellen. Die Faderknöpfe als auch eine der Tasterkappen der Presets fehlen hier leider.

vox continental 300 Registerschalter für Percussion

Und dann gibt es noch Percussions! Diese lassen sich für das obere Manual auf die 8" / 4" bzw. das Mixtur Register aufschalten.

vox continental 300 generalüberholt innen

Die Orgel mit allen Klappen offen.

Ganz oben sieht man die Platte mit den Zugriegeln (in dieser Ansicht an der Rückseite), sowie den Platinen für die Presets, die Filter und Verstärker und ganz rechts den Federhallcontainer. Obwohl der Federhall nicht besonders groß ist funktioniert er für den Orgelsound sehr zufriedenstellend.

Unter dem untersten Manual versteck sind die Platine für den Bass, sowie für die Percussions des oberen Manuals (lange Platine ganz unten sowie ganz unten rechts).

vox continental 300, alle 12 Tongeneratoren

Die 12 Tongeneratoren der Continental 300. Diese sind dank des Verzichts auf diskrete Germaniumbauteile wesentlich stabiler als bei anderen VOX Modellen. Bei dem hier gezeigten Gerät war kein einziger Halbleiter defekt.

Im oberen Bereich sieht man noch die Vorverstärkerplatine und ganz rechts den Federhall mit dazughörigen Vorverstärker.

Bilder von der Reparatur

vox continental 300 Nahaufnahme einer Tongeneratorplatine von oben

Einer der Tongeneratoren des Modells 300. Das besondere daran ist das die üblichen Frequenzteiler mit Germaniumtransistoren hier durch integrierte Schaltkreise vom Typ SAJ110 ersetzt wurden.

Auch wenn man diskrete Schaltungen schöner finden kann verringert sich die Fehleranfälligkeit der Generatoren dadurch enorm. Bei dem hier gezeigten Gerät war kein einziger Generator schadhaft. Lediglich eine der Platinen hatte eine gebrochene Lötstelle.

Die Tongeneratoren an sich sind natürlich immer noch diskret aufgebaut, diesmal mit Siliziumtransistoren vom Typ SFT714 statt der üblichen Germaniumbauteile. Es besteht aber kein Grund dem Germanium nachzuweinen, es klingt immer noch wie ein VOX Orgel.

vox continental 300 Nahaufnahme einer Tongeneratorplatine von unten

Hier noch die Lötseite des Tongenerators. Dank des ICs ganz besonders übersichtlich.

vox continental 300 Zugriegel - Drawbar grossaufnahme

Als besonders desaströs haben sich bei diesem Instrument die Zugriegel herausgestellt. Obwohl sich beide Modelle äußerlich ähneln sind bei der 300 leider nicht die massiven Zugriegel der Super Continental verbaut.

vox continental 300 Zugriegel Einzelteile

Alle Einzelteile eines Zugriegels auf einen Blick.

vox continental 300 Nahaufnahme eines Zugriegelschleifers mit abgefallener Kohle

So sehen die Schleifer der Zugriegel der Conti 300 aus der Nähe aus.

Bei diesem Exemplar ist auch eine der Kohlen abgefallen wodurch das Metall sich langsam durch die Schleifbahn schabt bis da keine mehr ist. Diese Kohle lies sich aber zum Glück wieder ankleben.

Die genieteten Lötfahnen im Zugriegel einer VOX Continental 300

Das große Problem der Konstruktion sind die Verbindungsstellen der Schleifbahnen zu den Lötfahnen. Diese sind hier, wie bei Potentiometern üblich, angenietet. Gibt es an dieser Stelle Kontaktschwierigkeiten lässt sich das entsprechende Register entweder nicht mehr vollständig ausblenden oder natürlich nicht mehr voll aufziehen.

Da Ersatz leider nicht zu beschaffen ist habe ich hier alles Probiert um die Zugriegel zu retten. Reinigungmittel haben versagt und das erneute Festdrücken der Nieten brachte auch nicht das gewünschte Ergebniss. Hierbei muss ich vor dem Ausbauen der Schleifbahnen aus den Kunststoffgehäuse warnen, wenn diese Abbrechen wäre dann wirklich alles zu spät.

Am Ende hat sich herausgestellt das durch leichtes Verdrehen der Lötfahnen irgendwann wieder Kontakt zustande kommt. Das ist natürlich etwas entnervend, doch es führt zum erwünschten Ergebnis.

vox continental 300 alle Zugriegel vorher

Das Panel mit den Zugriegeln vorher. Das Problem mit den Kontaktschwierigeiten wird nochmals dadurch verschärft das der Kabelbaum beim Aufklappen des Deckels an den Kontakten zieht.

Ein Zugriegel am oberen Manual fehlt leider schon (4") und ist auf die Mixtur gebrückt.

vox continental 300 verbesserte Verdrahtung der Zugriegel

Da sowieso alle Drawbars ausgebaut werden mussten habe ich die Verdrahtung etwas abgeändert. Es gibt jetzt div. Stützstellen welche die Drähte in Position halten.

Die Ringe an den Sammelleitungen dienen nicht der Verschönerung sondern entkoppeln die Lötfahnen etwas voneinander. So ist es möglich die Lötfahne eines Zugriegels entsprechnd zurechtzubiegen bis sich Kontakt einstellt ohne das sich die benachbarten Lötfahnen zu stark mitbewegen.

vox continental 300 Netzteil im Originalzustand

Das übliche kontrollierte Chaos im Netzteil. Beim Modell 300 ist es nur noch etwas chaotischer da hier mehr verschiedene Spannungen erzeugt werden müssen. Die Elkos sind glücklicherweise noch nicht ausgelaufen, haben ihre Lebensdauer nach 50 Jahren aber hinter sich.

vox continental 300 Netzteil mit neuen Elkos

Hier das überholte Netzteil mit neuen Kondensatoren (jetzt blau statt rot). Dazu noch eine ordnungsgemäße Netzleitung mit Zugentlastung.

vox continental 300 kontaktfedern des oberen manuals

Die Tastenkontakte des oberen Manuals von der Seite aus gesehen (oberste Taste). Es gibt für jeden Ton jeweils für jedes Register (in diesem Falle fünf) je eine Kontaktfeder. Diese ist über entsprechende Koppelwiderstände mit den Ausgang (bzw. Ausgänge bei den Mixturen) der Tongeneratoren verbunden. Bei nicht gedrückter Taste ruhen alle Kontaktfedern auf einer Masseschiene. Wird eine Taste gespielt werden die Federn gegen die Sammelschine des jeweiligen Registers gedrückt, deren Lautstärke dann über die Zugriegel eingestellt wird.

Die zusätzlichen Kontakte unter der Aluplatte ganz links sind für die Percussions zuständig.

Hier war auch mal eine Feder abgebrochen. Als Ersatz habe ich eine Nachbaufeder von North Coast Music aus den Staaten verwendet welche zwar nicht 100%ig identisch war, aber dennoch einwandfrei funktioniert hat.

Kabelbaum der Continental 300 von der Seite aus gesehen

Der Kabelbaum von der Seite aus gesehen, oberes Manual aufgeklappt.

Ganz oben sieht man die Anschlüsse der Kontaktfedern. Diese sind wiedderum mit den Koppelwiderständen verbunden (Platinenstapel mitte links, hier leider etwas dunkel). Rechts unten der Kabelbaum für das untere Manual nach den gleichem Prinzip.

Leider Gottes sind einige dieser Drähte bei diesem Model tatsächlich massiv ausgeführt. Jedesmal wenn man die Orgel bewegt bzw. die Manuale aufklappt kommt natürlich Bewegung in den Kabelbaum und die Drähte brechen irgendwann an ihren abisolierten Stellen an den Enden ab. Und das tun Sie vorzugsweise an Stellen wo man richtig schlecht zum Löten hinkommt, also z.B. am oberen Manual in der Mitte. Und das tun sie noch viel lieber wenn man z.B. das Manual ausbaut um abgebrochene Drähte wieder anzulöten.

Daraus kann sich eine unendliche Geschichte entwickeln. Auf diesem Bild schaut das noch recht übersichtlich aus, der Photoapparat liegt aber in der Orgel. In der Realität kann man wenn man die Manuale nicht ausbaut, nur mit einem Spiegel und ganz viel Geduld zu einem Ende kommen.

vox continental 300 oxidstellen an kontaktschienen in großaufnahme

Auf diesen Bild der ausgebauten Kontaktschienen gut zu erkennen ist das Oxid an den Kontaktstellen zu den Kontaktfedern. Dies führt auf Dauer zum Ausfall von einigen oder allen Registern pro Taste.

vox continental 300 Großaufnahme der Kontaktschienen nach Reinigung

Hier nochmal im gereinigten Zustand.

vox continental 300 Bedienfeld von unten mit Netzschalter, Schaltern und Fadern

Die Unterseite des Bedienfeldes. Hier bereits wieder zusammengesetzt.

Der Netzschalter ganz links wurde hier bereits durch einen neuen ersetzt. Der ursprüngliche Schalter war leider zerstört und schon fast lebensgefährlich angeschlosen.

Ganz rechts die beiden Fader für Reverb und Sustain. Hier hat VOX ein Meisterwerk der Holzverarbeitung vollbracht in dem es die Platte exakt so ausgefräßt hat das die Fader saugend hineinpassen und von der Metallplatte in Position gehalten werden. Das geht nur solange gut wie kein Fader kaputt geht. Anschließend darf man Fader finden welche sich trotz leicht unterschliedlicher Maße irgendwie in dieser Konstruktion befestigen lassen. Die grünen Teile unterhalb der Fader sind z.B. Filze aus dem Klavierbau welche ich dort angebracht habe da die neuen Fader leider etwas kürzer waren als die Alten.

vox continental 300 Fader für Sustain und Reverb von innen

Einer der beiden Fader vom Reverb bzw. Bass Sustain von innen.

Normalerweise bekomme ich fast jeden Poti/Fader gereinigt und es ist so gut wie nie einer wirklich komplett verschlissen. Hier ist mal so ein seltener Fall.

Oben im Gehäuse in der Mitte sollte sich eine scharze Widerstandsbahn befinden. Hier ist jedoch nichts mehr davon übrig und man sieht nur noch das braune Hartpapier.

Im orignal waren Fader von Piher mit den Werten 5k lin und 220k lin verbaut. Nach längerer Suche habe ich als passenden Ersatz die Typen PTA6043-2015DPB103 und PTA6043-2015DPB254 von Bourns ausfindig gemacht. Diese haben zwar etwas kleinere Außenmaße, lassen sich aber passend machen. Natürlich haben die Ersatztypen auch eine andere Achse, doch da hier die Faderknöpfe onehin gefehlt haben ist dies glücklicherweise nicht ins Gewicht gefallen.

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