Kondensatormikrofon Neumann CMV3

Telefunken M301/1 und Zubehör

Telefunken Logo von der Schatulle der Mikrofonkapsel

ACHTUNG! Dies ist keine Reparaturanleitung. Laien sollten keinesfalls Arbeiten an elektrischen Geräte selbst durchführen. Es besteht LEBENSGEFAHR durch elektrischen Schlag!

Ich versuche an dieser Stelle die gezeigten Baugruppen möglichst genau zu Beschreiben, alle Angaben jedoch ohne Gewähr.

In diesem Artikel werden die folgenden Apparaturen beschrieben:

Neumann TypTelefunken TypBeschreibungSeriennummerBaujahr
CMV3Ela MZ 027/1Verstärker mit Torpedo-Kopf2284ca. ab 1930
CM5aEla MZ 026/2 *Mikrofonkapsel (Schraubkapsel)776ca. ab 1930
-Ela J 78aTischständerk.A.?
-Ela V23Mikrofon-Vorverstärker9 36 200?
-Ela MZ017/1Batteriekasten??

Das CMV3 wird aufgrund seiner äußeren Form auch als Neumann-Flasche bezeichnet.

Da es von diesen Mikrofontyp jedoch verschieden Abwandlungen gibt, welche wiederum mindestens je eine Bezeichnung von Neumann als auch von Telefunken tragen versuche ich diesen Wirrwar zumindest im Bezug auf das hier gezeigte Mikrofon etwas aufzuklären. Sehr hilfreich sind hierbei diese Tabelle (pdf) von Neumann sowie diese Tabelle (pdf) auf Jogis Röhrenbude.

Diese Mikrofon ist zwar von Neumann, besitzt aber gleichzeitig noch einen Aufkleber mit der Bezeichnung Telefunken Kondensator Mikrofon ELA M 301/1.

Nach diesen Informationen auf radiomuesum.org bezieht sich die Telefunkennummer auf die Kombination von Verstärker und Kapsel. Leider konnte ich nirgends eine Information finden welche Kapsel genau zu der Bezeichnung M 301/1 gehört.

Jedoch findet man in Mikrofone und ihre Anwendung von R. Forberger (pdf, S.14 ff) auf www.cdvandt.org die Nummer M 301/1 inkl. Bild beschrieben. Da hier von einer kugelförmigen Charakteristik gesprochen wird schränkt dies die Auswahl der Kapseln unter Berücksichtigung des Baujahrs auf die Typen CM3 und CM5(a) ein. Da auf dem dort abgedruckten Bild nicht die Kapsel CM3 zu sehen ist (diese ist vorne flach und hat Bohrungen an der Seite) gehe ich im folgenden davon aus, dass das Telefunken Mikrofon ELA M 301/1 die Kapsel CM5 bzw. CM5a beinhaltete. Den Unterschied zwischen diesen beiden Kapseln konnte ich leider nicht herausfinden.

Das Mikrofon Neumann CMV3 mit Torpedokopf

Neumann CMV3 in roter Originalverpackung - Telefunken Mikrofon-Verstärker

Das Schmuckstück in seiner Originalverpackung mit der Aufschrift Telefunken Mikrofon-Verstärker.

Der Einfachheit halber verzichte ich im folgenden auf den Zusatz Verstärker, auch wenn natürlich ein Verstärker eingebaut ist.

Neumann CMV3 mit Kapsel CM5a und Tischständer Ela J78a

Hier das vollständige Mikrofon inkl. Torpedokopf, Kapsel CM5a und Tischständer Ela J 78a.

Zum besseren Größenvergleich zu moderneren Mikrofonen hier die Außenmaße:

  • Durchmesser Abdeckungsrohr: ca. 80 mm
  • Länge über alles (ohne Stativ): ca. 320 mm
  • Durchmesser Anschlussgewinde: ca. 52,5 mm
  • Durchmesser Torpedokopf vorne: ca. 49 mm
  • Länge Torpedokopf: ca. 53 mm (ohne Gewinde)
Neumann CMV3 Kondensatormikrofon mit geöffneter Abdeckung von vorne

Das Meisterwerk mit abgenommener Abdeckung.

Bei diesem Bild, als auch bei den nachfolgenden drei Bildern im geöffnetem Zustand, möchte ich mich beim Fotographen Sascha Linke bedanken.

Ganz oben ist natürlich die Kapsel mit der Elektrode angebracht. Darunter befindet sich, in einem Schirmgehäuse, die Röhre RE 084k. Die direkt geheizte Triode steckt Kopfüber in einem Schaummstoffpolster.

Auf den nach oben zeigenden Anschlusspins der Röhre ist der Röhrensockel gesteckt. An Diesem sind der Koppelkondensator der Elektrode, ein Widerstand für die Versorgungsspannung der Elektrode (80 MOhm) sowie der Steuergitterwiderstand angebracht. Die Elektrode ist auf kürzestem Wege mit dem Sockel verbunden. Über die im oberen Bereich sichtbare Klemmleiste ist der Röhrensockel angeschlossen.

Neumann CMV3 Kondensatormikrofon mit geöffneter Abdeckung von links

Seitenansicht von Links:

Ganz oben erkennt man die transparente Kunststoffabdeckung des Röhrensockels.

Im unteren drittel ist links ein Kondensatorpaket mit drei Kondensatoren angebracht. Rechts daneben sitzt der Ausgangsübertrager. Das Bauteil in der Mitte ist der Anodenwiderstand.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal direkt auf den wirklich sehr formschönen Torpedokopf hinweisen. Die Lücke zwischen Kapsel und Kopf ist tatsächlich so, es liegt nicht etwa daran das auf diesem Bild die Kapsel nicht vollständig eingeschraubt wäre.

Neumann CMV3 Kondensatormikrofon mit geöffneter Abdeckung von rechts

Seitenansicht von Rechts:

Hier befindet sich der Kabelbaum von der Röhre zu den anderen Bauteilen. Unten in der Mitte ist ein Kondensator angebracht welcher parallel zur Heizung geschaltet ist. Die Röhre wird mit einer Heizspannung von ca. 4 VDC betrieben.

Ganz unten links sieht man gut die Betriebsanzeige. Diese ist in Reihe zur Heizung geschaltet. Ausgeschaltet ist die Anzeige schwarz. Im Betrieb wird ein Fächer bewegt wodurch ein weißer "Stern" sichtbar wird. Leider habe ich kein Bild der Anzeige im betriebsbereiten Zustand angefertigt.

Neumann CMV3 Kondensatormikrofon mit geöffneter Abdeckung von hinten

Ansicht von hinten:

Oben befindet sich die Gravur Georg Neumann & Co Berlin SO 16.

Die Anschlussleitungen am Stativ sind natürlich nicht Original und wurden angebracht um das Mikrofon zu prüfen.

Mit einer neuen Röhre (die ursprünglich verbaute war leider schon sehr schwach) hat das Mikrofon auf Anhieb funktioniert. Obwohl mir hier der Vergleich fehlt gehe ich davon aus das der Frequenzgang leider nicht optimal war. Dies lag womöglich an Alterungserscheinungen des immerhin über 80 Jahre alten Kondensatorpaketes. Um den Originalzustand nicht zu verändern wurde darauf verzichtet einen Testlauf mit neuen Kondensatoren durchzuführen.

Neumann CMV3 mit abgenommenen Kopfteil

Um das Mikrofon zu öffnen muss man den Kopf abnehmen.

Hier sieht man den Röhrensockel mit den daran angebrachten Bauteilen von oben. Die braune Leitung ist der Anschluss der Elektrode, welche mit einer Schraubklemme am Sockel angeschlossen ist.

Besonders interessant fande ich das sich wohl die transparente Kunststoffabdeckung als auch der orange Schaumstoff in tadellosen Zustand befanden. Man könnte meinen nach dieser langen Zeit würden sich Zersetzungserscheinungen zeigen, aber nichts ist brüchig oder bröselt auseinander.

Röhre RE084 in Neumann CMV montiert

Bei abgezogenen Sockel kommt die Röhre zum Vorschein. Der Glaskörper steckt in einer Schaumstoffhülle. Diese Konstruktion liegt kopfüber im Schirmgehäuse.

Durch diesen Schaumstoff, und dem Schaumstoff an der Oberseite des Sockels wird die Röhre vom Gehäuse mechanisch entkoppelt und in senkrechter Position gehalten.

Triode RE084k mit Schaumstoffabdeckung und Filz aus einem Neumann CMV3 Mikrofon

Hier sieht man die direkt geheizte Triode RE084. Die Stempel waren leider fast nicht mehr zu erkennen und sehr schlecht zu fotografieren. An der Oberseite war die Aufschrift RE084 und 4 Volt. An der Seite ein Stempel Heereseigentum in Fraktur, darunter ein Adler (kein Reichsadler mit Hakenkreuz) und daneben ein kleines k. Alles weitere war nicht mehr zu erkennen.

Oben links liegt die orange Schaumstoffhülle in welcher die Röhre eingesteckt wird. Oben rechts ein runder Filz welcher unten im Schirmgehäuse der Röhre liegt.

Originalverpackung einer Telefunken Röhre RE084k

Die verbaute Röhre hatte leider nur noch sehr schwache Emission und der Ausgangspegel des Mikrofones war entsprechend minimal. Ersetzt wurde die Röhre durch eine neuwertige Telefunken RE084k (k vermutlich für klirrarm) welche in ihrer Originalverpackung daherkam.

Anschlusstecker des Kondensatormikrofones Neumann CMV3

Da das Mikrofon ein recht hohes Gewicht hat und der Anschlussstecker gleichzeitig als Stativbefestigung verwendet wird ist dieser entsprechend massiv ausgeführt:

  • Durchmesser Gewinde: ca. 52,5 mm
  • Durchmesser innen: ca. 43 mm
  • Durchmesser Kontakte: ca. 3 mm
Über diesen Anschluss wird die Versorgungsspannung für die Heizung (4 VDC) und die Anodenspannung (ca. 90 VDC, Angaben variieren) bereitgestellt. Die weiteren Kontakte sind die Masse und natürlich der Ausgang des Übertragers (Modulation a und b).
Das Tischstativ Telefunken Ela J78a für das Neumann CMV3

Das passende Gegenstück am Stischstativ Telefunken Ela J 78a.

Hier sind auch die Anschlussbezeichnungen an der Kupplung eingestanzt. Nicht original sind hier die beiden vernickelten Linsenkopfschrauben an der Kupplung. Diese musste ich einsetzen da bei den originalen Schrauben leider die Gewinde defekt waren.

Ansonsten ist hier alles recht unspektakulär. Abgesehen vom angeschraubten Schild mit der Typenbezeichnung gibt es keine weiteren Beschriftungen. Der Sockel steht auf vier Gummifüßen und kann an der Unterseite geöffnet werden. Er besitzt im Inneren eine Zugentlastung welche ihren Namen auch verdient, ansonsten ist nichts weiter enthalten. Zweckmäßigerweise ist er sehr schwer und stabil. Die Außenmaße sind 155 x 155 mm, ohne Füße und Anschlusskupplung ist er 28 mm hoch. Wie bereits erwähnt sind auch die Anschlussleitungen nicht original und wurden zur Überprüfung des Mikrofones angebracht.

Die Kapsel (Elektrode) Neumann CM5a

Schatulle für Telefunken Mikrofonkapsel Ela M 14

Die Schatulle mit der Bezeichnung Telefunken Ela M14. Wie in der Einleitung bereits beschrieben ist diese Bezeichnung für die Kapsel CM5a vermutlich nicht korrekt.

Geöffnete Schatulle mit Kapsel Neumann CM5a

Die offene Schatulle mit der Kapsel Neumann CM5a.

Rückseite der Kapsel Neumann CM5a mit eingravierter Bezeichnung und Seriennummer sowie Gewinde.

Die Rückseite der Kapsel mit dem Gewinde der Schraubbefestigung.

Gewinde am Torpedokopf des Neumann CMV3

Das Gegenstück am CMV3. Das Befestigungsgewinde und der Elektrodenkontakt am Torpedokopf.

Batteriekasten Telefunken Ela MZ 017/1

Der Batteriekasten Telefunken Ela MZ 017/1

Für den Batteriebetrieb des CMV3 gibt es diesen wunderschönen Batteriekasten vom Typ Telefunken Ela MZ 017/1. Leider war das Typenschild so ausgeblichen das die Bezeichnung nicht mehr vollständig lesbar war. Jedoch konnte ich ihn durch diesen Eintrag bei www.radiomuseum.org unter dieser Bezeichnung identifizieren.

Der Geöffnete Batteriekasten des Neumann CMV3

Das Innere ist, wie zu erwarten, leer. Es sind keine Batterien mehr enthalten.

An der Vorderseite ist die 5-polige Anschlusskupplung für das Mikrofon, innen befindet sich noch eine Klemmleiste an welcher ein Widerstand (11,11 Ohm) anebracht ist dessen Funktion ich nicht untersucht habe.

Dazu liegt ein Stück Leitung bei (5 Adern + Schirm), welches womöglich zur Anschlussleitung gehört haben könnte. Dazu noch zwei lose Platten auf dem Boden des Kastens.

Anschlüsse und Zugentlastung am Batteriekasten

An der linken Seite befindet sich eine Klammer, womöglich als Zugentlastung für die Ausgangsleitung. Dazu drei Schraubklemmen für Sprache (offensichtlich der NF-Ausgang) und Erde.

Man beachte besonders den Trageriemen aus Leder welcher immer noch seine Funktion erfüllt.

Mikrofon-Vorverstärker Telefunken Ela V23

Der Mikrofon Verstärker Telefunken V23

Dieser Mikrofon-Verstärker vom Typ Telefunken V23 lag dem gezeigten Neumann CMV3 bei. Ob er wirklich zusammen mit einem CMV3 verwendung fand kann ich leider nicht sagen. Weitere Informationen zu diesem Model findet man auf www.radiomuseum.org. Dort ist er auch in einem Katalogblatt neben einem CMV3 abgebildet.

Zwar habe ich mich mit diesem Gerät nicht intesiv beschäftigt, es auch nicht in Betrieb genommen und habe keine Unterlagen, möchte aber dennoch einige Bilder zeigen da sich hierzu sehr wenig im Netz findet.

Interesannt ist gleich zu Beginn der Aufkleber unterhalb des Typenschildes. Womöglich aus Lizensgründen? Was hier zu lesen steht möchte ich wörtlich wiedergeben:

Zur Beachtung! Dieses Gerät darf nur für Rundfunkempfang, nichtsynchronisierte Schallplattenwiedergabe und Mikrophon-Lautsprecher-Übertragung gemäss den in der beigefügten Bedienungsvorschrift genannten Bestimmungen genutzt werden. Die Verwendung in Lichtspieltheatern ist nicht erlaubt.

Geöffneter Mikrofonverstärker Telefunken V23 mit Röhre und Deckel

Die verwendete Röhre ist eine Telefunken REN904. Das Gehäuse lässt sich durch Aufdrehen einer einzelnen Rändelschraube an der Oberseite öffnen. Hierzu muss die Röhre vorher abgezogen werden.

Im Inneren befindet sich ein Übertrager (Funk Bv. 1201/2), zwei Kondensatorpakete sowie ein Schiebepotentiometer.

Auf der linken und rechten Seite befindet sich je eine Klemmleiste.

Die zweipolige Klemmleiste welche direkt mit dem Übertrager verbunden ist trägt die Aufschrift Eingang (Im Bild leider verdeckt).

Die Beschriftung der sechspolige Klemmleiste war leider nicht mehr lesbar.

Federn gelagerte Röhrensockel für REN904 in Telefunken V23

Sehenswert ist der Röhrensockel. Dieser ist federnd aufgehängt und läuft dabei in seitlichen Führungen. Zur beseren Sichtbarkeit habe ich ihn hier mit geringer Kraft etwas nach unten gedrückt.

Links

Noch mehr Infos und gute Bilder dieses Neumann Mikrofons bei Jogis Röhrenbude. Dort gibt es auch weitere interesannte Links zu den verschiedenen Abwandlungen dieses Mikrofontyps sowie den verschiedenen Kapseln.

Mikrofone und ihre Anwendung von R. Forberger (pdf) auf www.cdvandt.org. Dort ist u.a. das Neumann CMV3 inkl. technischer Daten Beschrieben. Auf dieser Website finden sich auch viele andere interesante Infos zu alten Geräten aus deutscher Produktion, hauptsächlich Kommunikations- und Radartechnik.

Auf der Website von Neumann finden sich ebenfalls Dokumente für das CMV3 Kondensatormikrofon. Dort gibt es auch noch verschieden Bilder dieses Mikrofontyps sowie verschiedener Kapseln.

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